Auftaktveranstaltung „Vom Papier zur Praxis – Wie können Berliner Behörden und Betriebe diverser gestaltet werden?“

Bei der Auftaktveranstaltung „Vom Papier zur Praxis – Wie können Berliner Behörden und Betriebe diverser gestaltet werden?“ vernetzten sich fünf Berliner Institutionen, die ihre Strukturen für mehr Vielfalt öffnen wollen und die bei der Umsetzung des Partizipationsgesetzes von BQN Berlin eng begleitet werden. Eingeladen hatten die Berliner Integrationsbeauftragte Katarina Niewiedzial und BQN Berlin.
Unter dem Titel „Vom Papier zur Praxis – Wie können Berliner Behörden und Betriebe diverser gestaltet werden?“ fand am 2. Juni 2022 ein Netzwerkstreffen statt: Auf Einladung der Berliner Integrationsbeauftragten Katarina Niewiedzial und von BQN Berlin trafen sich verschiedene Landesinstitutionen sowie andere Beteiligte und Interessierte aus Verwaltung und Politik, um sich über eine erfolgreiche Umsetzung des Gesetzes zur Förderung der Partizipation in der Migrationsgesellschaft auszutauschen.
Das Partizipationsgesetz verpflichtet Verwaltungen und Betriebe in Berlin, die Beschäftigung von Menschen mit Migrationsgeschichte gemäß ihrem Anteil in der Bevölkerung aktiv zu fördern: „Das Land Berlin, alle Behörden und die verschiedenen Verwaltungen stehen vor einer gemeinsamen Aufgabe: Die Diversität und Vielfalt der Berliner Bevölkerung, die Vielfalt von Berliner Leben, muss sich widerspiegeln in den Verwaltungsstrukturen“, fasst Katja Kipping, Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales, zusammen.
Diversität, Antidiskriminierung und Teilhabechancen als Strategiethemen
BQN Berlin setzt in den nächsten anderthalb Jahren das Modellprojekt „Berlin braucht dich! Diversität verankert: systemisch-vernetzt“ um, welches sich an die Berliner Verwaltung und an landeseigene Unternehmen richtet: „Dass sich 24 Unternehmen und Verwaltungen beworben haben, zeigt das große Interesse an der Umsetzung des Partizipationsgesetzes. BQN initiiert jetzt mit fünf Partnern durch eine enge Begleitung Prozesse hin zu einer diversitätsorientierten Personalentwicklung. Ich freue mich auf die Erkenntnisse und hoffe auf möglichst große Erfolge“, erklärt Katarina Niewiedzial, Beauftragte des Berliner Senats für Integration und Migration. Die BVG, das Bezirksamt Mitte, das Bezirksamt Reinickendorf, das Pestalozzi-Fröbel-Haus und die Stadtbibliothek Tempelhof-Schöneberg wurden dafür exemplarisch ausgewählt.
„Die Strategiethemen, mit denen wir uns beschäftigen, sind Diversität, Antidiskriminierung und Teilhabechancen für alle Menschen in Berlin – egal, welche Perspektive oder Lebensrealität sie haben“, sagt Serdar Yazar, Geschäftsführer von BQN Berlin. „Mit dem PartMigG als gesetzliche Grundlage können Institutionen des Landes Berlin Diversität und Antidiskriminierung strategisch verankern – und das mit dem Fokus auf Menschen mit Migrationsgeschichte und/oder Rassismuserfahrungen.“ Nun ginge es darum, das Gesetz in die Strukturen, Abläufe und Routinen der einzelnen Häuser zu übersetzen.
Katarina Niewiedzial fügt hinzu: „Wir möchten operationalisierbare Schritte definieren, über die wir an unser Ziel kommen: Den Anteil von Menschen mit Migrationsgeschichte in Behörden, Verwaltungen und landeseigenen Betrieben zu erhöhen.“ Doch das Verwaltungsrecht sei extrem formalisiert: „Wir müssen gemeinsam verdeutlichen, wo es Ausschlüsse gibt“, so Katja Kipping. Vielleicht wäre eine Auflistung nötig, „welche Fachkräfte uns durch falsch angewandte Formalien verloren gegangen sind, weil das Verwaltungsrecht Standards legt, bei denen Menschen mit Flucht- oder Migrationsgeschichte ins Hintertreffen geraten. Auch wenn dies nicht die Absicht von Verwaltungsrecht ist, die Wirkung ist oft ausschließend.“ Die Umsetzung des PartMigG sei für ihre Verwaltung ein Kernprojekt, denn es könne nicht so weitergehen, „dass ein Drittel der Menschen, in der jungen Generation sogar knapp die Hälfte, auf diese Art und Weise außen vorgehalten werden“.
Gelungener Austausch mit Berliner Organisationen
Die teilnehmenden Organisationen kamen an diesem Nachmittag miteinander ins Gespräch, konnten sich über die geplanten Vorhaben austauschen und gemeinsam weitere Schritte für die Umsetzung des Partizipationsgesetzes entwickeln. Mit welchen Zielen starten die einzelnen Institutionen in die Begleitung? „Wir wollen Beschwerdestellen bei uns in der BVG erschaffen, die wirklich als Anlaufstationen angenommen werden. Die hilfreich sind, die fair sind und die wirklich auch bei allen Arten von Diskriminierung, zu denen es kommen kann, insbesondere bei Herkunft, Migrationsgeschichte oder zugeschriebener Migrationsgeschichte, wirkungsvoll sind“, fasst Stefan Fuerst, Diversity Manager bei der BVG, zusammen. Und Stephan Salzmann vom Bezirksamt Mitte erklärt: „In der Kooperation mit BQN haben wir begonnen, den Zugang zu Ausbildung bei uns auf mögliche Hürden zu überprüfen und gemeinsam Ideen zu entwickeln, wie wir die Prozesse im Sinne der genannten Zielsetzung optimieren können. Dabei ist insbesondere von Interesse, wie, wo und warum wir Bewerberinnen und Bewerber mit Einwanderungsgeschichte, die wir durchaus in größerer Anzahl registrieren, im laufenden Bewerbungsverfahren verlieren und wie wir gegebenenfalls zielgerichtet gegensteuern können.“ Das eigene Haus als attraktiven Arbeitgeber in besonderem Maße für Menschen mit Migrationsgeschichte bekannt zu machen, Auswahlprozesse auf Leitungsebene in Bezug auf Teilhabechancen von Bewerbenden mit Migrationsgeschichte zu öffnen sowie migrationsgesellschaftliche Kompetenzen im eigenen Haus auszubauen wurden als weitere Ziele der einzelnen Institutionen benannt.
„Wir freuen uns über den gelungenen gemeinsamen Austausch mit allen Organisationen, die sich nun im Rahmen von Berlin braucht dich! vertieft damit beschäftigen werden, ihre Strukturen und alltägliche Praxis in der Personalarbeit und auf allen Hierarchieebenen im Sinne des PartMigG zu hinterfragen und die gleichberechtigte Teilhabe auszubauen“, fasst Ursula Neuhof, Teamleitung von Berlin braucht dich! den Tag in der Staatlichen Technikerschule Berlin zusammen.
Bilder (c) BQN Berlin | Fotografin Judith Affolter