BQN-Berlin

Stabübergabe in der Geschäftsführung bei BQN

Nach 9 Jahren übergibt Klaus Kohlmeyer die Geschäftsführung von BQN Berlin und die Projektleitung von Berlin braucht dich! an Serdar Yazar. Klaus Kohlmeyer hat BQN gegründet und das politische Themenfeld einer vielfaltsgerechten Ausbildungspolitik und der Öffnung des Übergangs Schule-Beruf konzeptionell und praktisch entscheidend geprägt. Die Ansätze und Lösungen, die im Rahmen von Berlin braucht dich! entwickelt wurden, hatten und haben große Strahlkraft in Berlin und auch bundesweit.


Der neue Geschäftsführer Serdar Yazar ist seit 2014 bei BQN und war bisher als Berater und Trainer und später als Teamleiter tätig. Mit ihm beginnt eine neue Entwicklungsphase. Gemeinsam mit dem Team möchte er die Haltung und Fachlichkeit von BQN hinsichtlich Teilhabe, Antidiskriminierung und Empowerment nach außen tragen und an der Schnittstelle Diversität, Personal- und Organisationsentwicklung strukturelle Veränderungen anstoßen. In einem gemeinsamen Interview berichten uns der scheidende und der neue Geschäftsführer, wie die Reise von BQN angefangen hat, wie es weitergehen soll und was BQN aus ihrer Sicht zu einer innovativen und einflussreichen Organisation macht. Der Vorstand hat den Prozess der Nachbesetzung eng begleitet. Wir bedanken uns für das starke Engagement!

 

Klaus Kohlmeyer

Dein Start als Geschäftsführer von BQN: Wie war das? Wie ging die Reise los und wie bist du Geschäftsführer geworden?

Das hat natürlich eine Vorgeschichte. 2002 gab es eine Ausschreibung im Rahmen des Bundesprogramms für die Finanzierung von Qualifizierungsnetzwerken in Kommunen (BQF). Ziel des Programms war der Aufbau von Strukturen, die Kommunen brauchen, um jungen Menschen mit Migrationsgeschichte bessere Ausbildungschancen zu eröffnen. Gemeinsam mit Andreas Germershausen – damals Referent und später Integrationsbeauftragter – arbeitete ich an der Bewerbung, für die 2005 der Zuschlag kam. Um dieses Vorhaben zu verstetigen, ist 2008 BQN Berlin gegründet worden. Der Träger wurde mit der Umsetzung von Berlin braucht dich! für den Berliner Senat beauftragt. Ziel war und ist die Erhöhung des Anteils von jungen Menschen mit Migrationshintergrund in der Ausbildung der Berliner Verwaltung und Unternehmen mit Landesbeteiligung. Zunächst habe ich mich um die konzeptionelle Entwicklung gekümmert, 2012 habe ich dann zusätzlich die Geschäftsführung von BQN übernommen. In dem gerade erschienenen Buch „Ausbildung statt Ausgrenzung“ geben Andreas Germershausen und Dr. Wilfried Kruse übrigens einen guten Einblick in die Entwicklungen dieser Zeit.

Welche Meilensteine waren für dich besonders wichtig und wo stehen mit BQN heute?

Als wir mit Berlin braucht dich! begannen, gab es eine Aufbruchsstimmung, auch in den Behörden und Betrieben. Diese Entwicklung in Berlin hatte bundesweit einen beispielhaften Charakter. Der erste Meilenstein war ein breites Bündnis für Berlin braucht dich! unter Einschluss der öffentlichen Arbeitgeber. Damit konnten wir verdeutlichen, dass Vielfalt in den Öffentlichen Dienst gehört. Aber schnell wurde klar: Eine Kampagne reicht nicht, wir müssen das Problem nachhaltig angehen. So wurde – ebenfalls ein wichtiger Meilenstein – 2010 ein Konsortium aus Betrieben und Sekundarschulen gegründet, die „Qualifizierte Vierstufigkeit“ der Berufsorientierung auf den Weg gebracht und an systematischen Begegnungsformaten gearbeitet. Die Vierstufigkeit hat Eingang in das Berliner Landeskonzept für Berufs- und Studienorientierung (LaKo BSO) gefunden. Das entstandene Wissen führten wir immer wieder in einem Handbuch zusammen. Jährliche große Konsortialtreffen gehörten und gehören ebenfalls zu unserer Arbeitsweise. Ich benutze immer auch den Präsenz, weil ich zwar als Projektleiter und Geschäftsführer meine Tätigkeit beende, Berlin braucht dich! aber noch weiterhin nötig ist. In diesen fast 20 Jahren ist viel erreicht worden, aber trotzdem sind wir immer noch weit entfernt von Repräsentanz und gleichen Teilhabechancen. Damals war nicht erkennbar, wie hartnäckig der Widerstand sein würde. Heute wissen wir, wo weiterer Handlungsbedarf besteht.

Was war dein größter Erfolg als Geschäftsführer von BQN?

Der größte Erfolg war, dass sich um Berlin braucht dich! eine große Bewegung entwickelt hat, die sich ganz aktiv für die Sache eingesetzt hat. 2010 kamen die Landesbetriebe, 2013 die Metall- und Elektroindustrie dazu. Zu Hochzeiten haben wir über 3.000 Betriebsbegegnungen im Jahr durchgeführt. 2016 wurde ein Pilotvorhaben zur Erprobung neuer Zugänge aufs Gleis gesetzt. Hier wurden gemeinsam mit Landesbetrieben Ausbildungsplätze für junge Leute reserviert, die sonst kaum eine Chance gehabt hätten, und Hürden aktiv abgebaut. Das Pilotvorhaben genießt bundesweit in Fachkreisen hohes Ansehen.

Das war ebenfalls ein Erfolg: Es wurde nämlich demonstriert, dass Praktika als Einstellungskriterium eine hohe Aussagekraft haben können. Aber die Zahlen waren noch zu gering und es ging nicht ausreichend in die Breite. Hier ist noch viel zu tun, um das pädagogische Potenzial betrieblicher Ausbildung wirklich auch chanceneröffnend zu nutzen.

Aber wir haben die Stadt in Schwingung gebracht. Wir waren und sind eine vergleichsweise kleine Organisation und haben viel bewegt. Mein Zukunftswunsch ist ein vorbildliches Berliner System des Übergangs von der Schule in die Ausbildung, das umfassend Teilhabe sichert und fördert. Das zu erreichen, bleibt schwierig. Die Voraussetzungen sind aber besser geworden.

An dieser Stelle stehen wir heute. Wir müssen die Hebelkraft, die wir haben, erhöhen. Dazu werde ich weiterhin beitragen, auch nach meiner Zeit als Geschäftsführer, indem ich dieses Jahr noch Wissenstransfer betreibe.

Was kannst du Serdar mit auf dem Weg geben?

Serdar ist schon lange dabei und wir haben eng zusammengearbeitet. Er übernimmt die Geschäftsführung zu einem sehr spannenden, aber zugleich auch herausfordernden Zeitpunkt:

Die Gesetze und Maßnahmenpakete, die wir heute in Berlin haben – das PartMigG, das LADG und das Landesprogramm Diversity – können die Arbeit von BQN auf eine neue Ebene heben. Dieser Rahmen war 2002 überhaupt nicht denkbar. Unsere Aufgabe ist und bleibt es, Vielfalt zu fördern und in den Vordergrund zu rücken. Viele Jahre lang haben wir uns aus guten Gründen auf einen einzigen Hebel konzentriert, nämlich Berlin braucht dich! und den Übergang in Ausbildung. Schon seit einiger Zeit aber stellt sich Berlin braucht dich! im Besonderen und BQN im Allgemeinen breiter auf. Dafür steht auch Serdar.

Serdar Yazar

Was waren bisher deine Aufgaben bei BQN?

Ich bin seit 2014 bei BQN, kannte die Organisation aber aus meiner Arbeit bei Migrant:innenorganisationen und führte als Freiberufler einige Diversity Trainings für BQN durch. Zunächst war ich u.a. in der Betriebsberatung tätig, habe Trainingsformate entwickelt und den BQN Dialog konzipiert und schon viel Verantwortung in der Teamentwicklung übernommen. Das Aufgabenspektrum war sehr divers, das fand ich immer toll. Die Personalverantwortung kam 2017 dazu, als ich Teil des Leitungsteams von Berlin braucht dich! wurde, was sich im Laufe der Zeit zu einem Leitungsteam der Gesamtorganisation entwickelte.

Ich komme aus dem Team und weiß, wie viel Kompetenz, Kreativität und Motivation bei meinen Kolleg:innen steckt. Unsere diversen Zugehörigkeiten und Lebensrealitäten im Team und im Verein sind zudem eine besondere Kraftquelle. Das gibt mir enormen Rückhalt für meine neue Aufgabe als Geschäftsführer.

Was für frischen Wind bringst du als Geschäftsführer bei BQN rein? Was wird sich ändern und in welche Richtung?

BQN hat eine starke Position, einen guten Ruf und genießt Vertrauen in Politik, Verwaltung, Schulen, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft und ist so in der Lage, Entwicklungen nicht nur in Berlin, sondern auch bundesweit sehr nah zu verfolgen und aktiv mitzugestalten. Diese Organisation zeichnet sich aus durch Engagement, Innovation, Stabilität und Agilität. So sehe ich meine Aufgabe in erster Linie darin, diese Balance weiterzutragen. Gleichzeitig müssen wir die Werte, die wir hier versuchen zu leben, in Produkte, Werkzeuge, Konzepte und Diskurse übersetzen. BQN müssen nicht alle lieb haben, aber unsere Fachlichkeit soll geschätzt werden. Dabei wird die Netzwerkbildung weiter zentral bleiben, da wir uns in verschiedenen Strukturen – man könnte sagen Lebenswelten – bewegen. Aber das Fundament ist unsere eigene Haltung: Wir verstehen unter Diversität 100% Teilhabe, Empowerment und Antidiskriminierung.

Was bedeutet Diversität für dich und deine Arbeit?

Diversität ist ein Strategiethema, von dem Organisationen etwas lernen um ihre Strukturen positiv zu entwickeln. Es hat nichts mit „Wohltätigkeit“ zu tun. Deshalb werden wir den Status Quo immer hinterfragen, vorgegebene Strukturen nicht hinnehmen, Optimierungsbedarfe erkennen und Vorschläge machen. Unser Fokus wird weiterhin auf der Migrationsgesellschaft und Antirassismus liegen während wir gleichzeitig Diversität erweitern und einen horizontaleren Ansatz verfolgen. Vielfaltsdimensionen wie z.B. Gender, soziale Zugehörigkeit, Religion und Weltanschauung, Behinderung, sexuelle Orientierung und Lebensalter sind immer mitzudenken und ganzheitlich zu bearbeiten. Ziel von BQN wird es sein, sich in der Schnittstelle Diversität und Personalmanagement zu etablieren. Wenn wir von vielfaltsgerechter Personalarbeit sprechen, dann meinen wir alle: von potenziellen Auszubildenden bis hin zu Behörden – und Geschäftsleitungen.

Wo siehst du die Schwerpunkte von BQN in den nächsten Jahren? Worauf werden wir uns konzentrieren und warum?

Ein wichtiger Schwerpunkt wird sein, gemeinsam mit Kooperationspartner:innen wirksamere und messbarere Denk- und Handlungsansätze in Bezug auf Diversität in der Beratung, in Trainings und in der Kommunikation weiterzuentwickeln. Dies ist unumgänglich und betrifft alle Handlungsfelder. Wir haben mit der Berufsorientierung und den Übergang Schule-Beruf begonnen und viel gelernt. Jetzt erweitern wir das Feld um den Bereich des Personalmanagements und der Organisations- und Strukturentwicklung. Wir streben eine intensivere Kooperation mit den Institutionen an, die einen gewissen Grad an Veränderungsbereitschaft und Commitment im Sinne von Diversität zeigen. Unsere Arbeit wird weiterhin wissenschaftlich fundiert, aus einer antidiskriminierenden Haltung heraus und methodisch den Bedarfen der Institutionen entsprechend ausgerichtet sein. Auch sehe ich unsere Rolle darin, praxistaugliche Analysen und Konzepte zur Verfügung zu stellen, ob für Verwaltung, Politik oder (Fach-)Öffentlichkeit.

Der Vorstand von BQN hat den Prozess der Nachbesetzung der Geschäftsführung eng begleitet. Ihn verbindet eine langjährige, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Klaus Kohlmeyer.

 

Charlotte Kruhøffer:

„Klaus Kohlmeyer hat BQN als Geschäftsführer mit viel Leidenschaft, hohem Engagement und fachlicher Versiertheit zu einem starken Träger mit klaren Zielen gemacht. Ich verabschiede mich dankend von Klaus und blicke nach vorn: Serdar Yazar verfügt über langjährige Erfahrungen in den Bereichen Diversität, Teilhabe und Antidiskriminierung. Mit diesem Handwerkszeug kann er als neuer Geschäftsführer strukturelle Veränderungen für das gemeinsame BQN-Ziel der Herstellung von Chancengleichheit hervorragend vorantreiben. So kann BQN weiterhin in Berlin viel bewegen!“

 

Amadou Touré:

„Mit Klaus Kohlmeyer verbindet mich eine hohe wechselseitige Wertschätzung. Er hat im Bereich Teilhabe und Anti-Diskriminierung ganz praktisch etwas in Bewegung gesetzt in den Berliner Betrieben. Das war wichtige Pionierarbeit: Klaus hat mit seiner Vision etwas aufgebohrt, an dem Serdar Yazar jetzt ansetzen kann. Serdar ist schon seit vielen Jahren bei BQN in der Beratung, im Personalmanagement und als Trainer tätig. Durch seine unterschiedlichen Aufgaben konnte er seine stellenrelevanten Kompetenzen und Fähigkeiten beweisen, sodass er eine ideale Nachfolge für die Geschäftsführung ist. Serdar ist außerdem fachlich versiert, engagiert, behält andere Perspektiven im Blick und sorgt mit innovativen Ideen als Geschäftsführer für frischen Wind bei BQN!“

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